Der Tanzsportclub auf Wanderschaft
Auch dieses Jahr war das Interesse groß, am traditionellen Wanderwochenende des TSC teilzunehmen. 44 Clubmitglieder machten sich am 11. Oktober auf den Weg in das Isergebirge.
Der Ort Jizerka (Klein Iser) an der tschechisch-polnischen Grenze war diesmal Ausgangspunkt zweier Wanderungen in den dem Riesengebirge vorgelagerten Höhenzügen.
Die kleine Streusiedlung Jizerka liegt auf einem Plateau in 860 m Höhe. Hier wurden am Anfang des 19. Jahrhunderts Glashütten gegründet sowie Forstwirtschaft und Viehzucht betrieben. Nach Niedergang der Industrie öffnete sich der Ort dem Tourismus und die Häuser wurden liebevoll restauriert und in Restaurants und Hotels umgewandelt.
Unsere Wandergruppe fand Unterkunft in dem ehemaligen Herrenhaus (Pansky Dum) des Glasindustriellen Riedel sowie in der Baude Pyramida.
Trotz des späten Termins Mitte Oktober hatten wir Glück mit dem Wetter und so starteten wir am Samstagmorgen bei blauem Himmel zur ersten Wanderung über den Welschen Kamm (Vlassky hreben). Nach einem kurzen Anstieg erreichten wir den ersten Aussichtspunkt mit Blick auf den unter uns liegenden Stausee Sousska prehrada (Darre Talsperre) sowie Liberec in der Ferne.
Weiter marschierten wir bergauf durch sumpfiges Gebiet entlang des Iser-Hauptkamms zum Teufelsstein und zum Schwarzen Berg (1.026 m NN). Hier hatten wir eine gute Sicht auf die Schneekoppe, die nur ca. 20 km Luftlinie von uns entfernt war.
Nun wurde es spannend: Auf dem Weg zum Mittel Iserkamm (Stredni jizerski hreben) war ein kleines Hochmoor zu durchqueren. Konnten wir es ohne nasse Füße zu bekommen passieren? Sicherheitshalber hatten wir Arbeitshandschuhe in unseren Rucksäcken, um notfalls kleine Brücken und Behelfswege zu bauen. Aber wir hatten Glück: Wanderer, die vor uns diese Passage meisterten hinterließen Baumstämme, auf denen wir balancierend wieder sicheren Boden erreichten.
Auf einem Bohlenweg ging es nun trockenen Fußes auf dem Kamm weiter zum Raubschützen Felsen (Pytlacke kameny), wo wir eine wohlverdiente Rast einlegten und den Ausblick auf den polnischen Teil des Isergebirges genießen konnten. Es war schon erstaunlich, was während der Mittagspause so an Getränken und Spezialitäten aus den Rucksäcken zum Vorschein kam!
Ziel unserer letzten Etappe war der Törmel Felsen (Jeleni stran) auf 1.018 m Höhe. Hier konnten wir noch einmal einen schönen Blick auf die Schneekoppe sowie auf die Sprungschanzen und Skihänge von Harrachov werfen. Unsere erste Wanderung neigte sich nun dem Ende zu und es ging steil bergab in Richtung Jizerka. Auf der Hochebene wanderten wir zurück zu unseren Unterkünften, wo schon die gut besuchten Terrassen mit dem kühlen tschechischen Bier warteten.
Einige Wanderfreunde hatten nach den 15 Kilometern noch nicht genug und erstiegen den 1.005 m hohen Hausberg von Jizerka: den Vulkankegel Bukovec (Buchberg).
Am Sonnabendabend trafen wir uns alle in der Bergbaude Pyramida zum Essen. Danach wurde kurzer Hand die Tische bei Seite geschoben und so eine Fläche für einen schönen Tanzabend geschaffen.
Nach einer kurzen Nacht hieß es am Sonntagmorgen Abschied nehmen von Klein Iser. In einem langen Autokorso fuhren wir entlang der Darre Talsperre zur Bartolova Bouda (Bartel Baude) in Bily Potok (Weißbach), die als Startpunkt für unser heutiges Tagesziel diente: die Tafelfichte.
Mit 1.124 m Höhe ist der Smrk der höchste Berg des Isergebirges im ehemaligen Dreiländereck zwischen Sachsen, Preußen und Österreich. Der Berg erhielt seinen Namen von einer einst mächtigen Fichte, an die Wallenstein 1628 sein Wappen nageln ließ. Diese Fichte wurde jedoch im Jahre 1790 durch einen Sturm entwurzelt.
Auch heute meinte es der Wettergott sehr gut mit uns und so kamen wir beim Aufstieg zum Weißbacher Köpfl (944 m NN) sehr schnell ins Schwitzen. Immerhin mussten wir in kurzer Zeit 420 Höhenmeter bewältigen. Die Belohnung: tolle Aussicht vom Felsen auf die Täler des Isergebirges und die schon fortgeschrittene Laubfärbung.
Nach einer kurzen Erholungsstrecke ging es die Himmelsleiter steil bergauf zum Gipfel der Tafelfichte. Die Sonne brannte auf dem Rücken und der Schweiß tropfte. Das große Gipfelplateau ist baumlos und so empfing uns ein stürmischer Wind, der uns zum „wetterfestmachen“ zwang. Jeder suchte sich eine einigermaßen windgeschützte Stelle rund um den stählernen Aussichtsturm und verpflegte sich mit den mitgebrachten Dingen aus dem Rucksack.
1892 wurde auf dem Gipfel der erste hölzerne Aussichtsturm errichtet, der jedoch 60 Jahre später zusammenstürzte. Seit 2003 steht an dieser Stelle ein neuer 20 m hoher Turm, der heute von fast allen von uns bestiegen wurde. Von hier oben hat man einen fantastischen Blick auf die Lausitzer Berge, das Riesengebirge und sogar auf das Kraftwerk Boxberg.
Nun wartete noch ein geschichtsträchtiger Ort auf uns: am Nordhang des Smrk befindet sich der Tafelstein (Tabulovy kamen). Er bildet seit alten Zeiten den Grenzpunkt zwischen Oberlausitz, Schlesien und Böhmen. Mit seiner Lage auf 1.072 m Höhe ist er damit auch die höchste Erhebung im einstigen Markgrafentum Oberlausitz. Um dahin zu gelangen mussten wir genau auf der heutigen Grenzlinie zwischen Polen und Tschechien bergab wandern und den unter hohem Gras versteckten Sumpfgebieten ausweichen. Mit gegenseitiger Unterstützung schafften fast alle diese Hürden.
Nach dem Fotostopp am Tafelstein ging es über das Gipfelplateau auf die Westseite des Berges, wo wir den Abstieg ins Tal in Angriff nahmen. Auch bergab gehen ist anstrengend und so waren doch alle froh, als wir wieder die Bartel Baude erreichten. Nach einem kurzen Auf Wiedersehen fuhren alle geschafft aber wohlgelaunt gegen 15:30 Uhr nach Hause – im Gepäck tolle Erinnerungen an ein ereignisreiches Wochenende mit zwei sehr schönen Wanderungen durch das Isergebirge!
Auf ein Neues im Jahr 2020!